Dieser fröhliche Song der legendären Hip Hop - Band Die Fantastischen Vier wurde auf der langen Rückfahrt von der Ostsee nach Hildesheim begeistert von der jungen Besatzung mitgesungen. Acht Tage zuvor war das Team des städtischen Jugendzentrums Kinder- und Jugendhaus Nordstadt (KJN) mit 15 Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren zur jährlichen Sommerfahrt aufgebrochen. Gefördert wurde die Reise im Rahmen des Förderprojekts „Vielfalt (er)leben“ durch den Asyl-, Migration- und Integrationsfonds der Europäischen Union. Ziel der Maßnahme ist u.a. die Förderung der gleichberechtigten Teilhabe von drittstaatsangehörigen Kindern in Hildesheim.
Die zehn Mädchen und fünf Jungen aus fünf unterschiedlichen Herkunftsländern kannten sich untereinander kaum, daher wurde auf dem Weg in die Ferne zunächst noch gefremdelt. Auf dem freundlichen Schulbauernhof nahe der Stadt Stralsund angekommen, ging es dann aber gleich richtig los mit dem Kennenlernen: Ein Mädchenzimmer, ein Jungenzimmer; häufiger Platzwechsel beim Essen und die Bildung von Kleingruppen zwecks gemeinsamer Workshops gaben den Kindern viele Gelegenheiten, miteinander in Kontakt zu kommen, gemeinsame Interessen zu entdecken und schließlich auch Freundschaften zu schließen.
Gruppenspiele, Fußball und die Ausflüge ins Meeresmuseum und zum Strandtag auf der Insel Rügen förderten ein gutes Gruppenklima. Eine vom Schulbauernhof angebotene Workshop-Reihe vermittelte den Kindern an vier Vormittagen weitere neue Erfahrungen und Kenntnisse: Es wurde gemeinsam gekocht, Brot gebacken (es gab die ganze Woche über nur selbst gebackenes Brot) und in der Milchkammer stellten die Kinder Butter und Käse her. Außerdem halfen sie bei der Versorgung und Pflege der Tiere, als da wären Ziegen, Schafe, Ponys und Katzen, sowie bei der Gartenarbeit. Durch die enge Gemeinschaft und all die gemeinsamen Aktivitäten und Spiele wuchsen Offenheit, gegenseitiges Interesse und Toleranz.
Hilfreich war dabei auch die Präsenz und Zuwendung der betreuenden Fachkräfte. Die Kinder hatten immer Ansprechpartnerinnen und -partner für eventuelle Sorgen und Nöte. Konflikte konnten meist schon im Anfangsstadium gemeinsam bearbeitet und aufgelöst werden. Dabei ist es oft eine Gratwanderung zu entscheiden, ab welchem Punkt Erwachsene intervenieren, denn es geht nicht um die Unterdrückung von Streit. Eine große Hilfe bei der Überwindung sprachlicher Hürden (und daraus nicht selten resultierender Missverständnisse) war der 17jährige Jugendgruppenleiter Zahed Khiro, der sich bereits seit einigen Jahren im KJN engagiert. Er spricht kurdisch und türkisch, wodurch sichergestellt werden konnte, dass sich auch Kinder, die noch nicht so lange Deutsch sprechen, verstanden fühlen konnten. Zugleich nutzten Kinder aktiv die Chance, ihr Vokabular zu erweitern, schrieben zum Beispiel beim Kochen eigenmotiviert die Namen von Zutaten auf, um ihr Gericht der Gruppe vorstellen zu können.
Die acht gemeinsamen Tage waren für alle Beteiligten eine intensive Erfahrung mit vielen neuen Erlebnissen, Erkenntnissen und Selbsterfahrung. Nach vier zeitweise anstrengenden Tagen mit Ankommen, Orientierung, Grenzen austesten auf der einen und Rahmenbedingungen vermitteln auf der anderen Seite, sowie beidseitigem Aushandeln von Regeln, hatte sich alles zurechtgeruckelt und es folgten vier weitere Tage, in denen 15 Kinder und fünf Betreuende zu einer Gruppe wurden. Viele Kinder wären gern noch länger geblieben.
Ja Mann, denn allein sein ist out
Vorbei ist die Zeit, in der man keinem mehr traut.
Falls sie dich fragen "Bist du allein hier?"
Sag ihnen "Nein, denn ich bin mit allen hier"
"Es mag pathetisch klingen, doch nach acht Tagen Gestaltung und Begleitung eines Prozesses, der sich so positiv entwickelt hat, sei es erlaubt zu behaupten, dass diese Woche ein Beitrag zur Völkerverständigung in der Nordstadt war", so Stephanie Terstappen vom KJN.