Der wilde Bulle war faszinierend© Stadt HildesheimDie Wildheit des Waldes mit matschigen Wegen und herumliegenden Ästen bei zeitgleichem Fehlen von Hinweisen auf Zivilisation wie z.B. Kioske, Autos oder Straßen hatte zunächst leichte Verstörungen ausgelöst. „Was sollen wir hier? Das ist etwas, was ihr (die Pädagog:innen) schön findet, aber nicht wir!“, merkte ein eljähriges Mädchen freundlich tadelnd an.
Doch wie Kinder sind: Sie stellten sich rasch auf die neue Gegebenheiten ein und spielten damit. Und der Matsch an den Schuhen schien eine Verbindung zum Wald herzustellen. Es wurde viel gerannt, gelacht, sich unterhalten und nebenbei Interessantes entdeckt. Eine Wanderung auf dem Urwaldpfad offenbarte, dass es viele unterschiedliche Pilzarten gibt und dass die meisten viel schillernder aussehen als der vertraute Champignon aus dem Supermarkt. Die Bedeutung der Bäume für uns Menschen wurde den Mädchen noch bewusster, denn es wurde bemerkt, dass die Luft im Wald deutlich frischer war als in der Stadt.
Die Wellensittiche waren sehr zutraulich© Stadt HildesheimDie Krönung war wohl der Besuch des Tierparks Sababurg. Vor allem die Tierkontakte begeisterten die Mädchen. Wellensittiche, die einfach mal auf dem Kopf von Kindern landen oder auf der ausgestreckten Hand, um an leckeren Hirsekolben zu knabbern; neugierige Ziegen und gemütlich schnarchende Hängebauchschweine, die sich kraulen lassen; junge Kaninchen, die geduldig angelockt werden müssen – das waren Erlebnisse, von denen sicher noch oft gesprochen werden wird. Die Mädchen begriffen schnell, dass es Geduld und Ruhe braucht, um die gewünschte Annäherung an die Tiere zu erreichen. Auch die Flugschau der Greifvögel war aufregend. Flogen doch Bussard, Kauz & Co ziemlich dicht über die Köpfe der Zuschauenden hinweg.
Viel frische Luft, Bewegung, all die (Natur-) Ereignisse, Kochen, Zeit zum Spielen und Malen sowie das lebhafte Beisammensein – all dies sorgte für Zufriedenheit und schließlich auch für ruhige Nächte.
Die Erfahrung, in einer Gruppe zu sein, sich sowohl anzupassen als auch zu behaupten, vorübergehend mit anderen Kindern und anderen Erwachsenen einen ungewohnten Alltag zu haben, erleben Kinder unterschiedlich, aber in der Regel immer sehr intensiv. Einige der Mädchen waren erstmals auf diese Weise von den Eltern getrennt. Die Tage verliefen überwiegend harmonisch, was sicher dazu beitrug, dass selbst jüngere Kinder kein Heimweh bekamen. Die Mädchen tolerierten und akzeptierten sich mit all ihren Verschiedenheiten. Der Abschied von der gemütlichen Unterkunft, der Gemeinschaft und tatsächlich auch von der zunehmend gewürdigten Schönheit der wilden Landschaft fiel am Ende allen Mädchen schwer.
Ermöglicht wurde die Ferienfahrt durch das von der Europäischen Union geförderte Projekt ‚Vielfalt erleben‘, welches im Kinder- und Jugendhaus Nordstadt geplant und durchgeführt wird. Ziel der Maßnahme ist u.a. die Förderung von sozialer Teilhabe unterschiedlichster Kinder aus dem Stadtteil.
Es bleibt die Erkenntnis, dass kulturelle Vielfalt das Leben bereichert und wir jederzeit viel voneinander lernen können!